10 Jahre Dorfentwicklung in St. Arnold
Der DEK lädt ein zu einem großen Jubiläumsfest am 23./24. August 2024
Es begann im Sommer 2014 und wer in St. Arnold wohnt, dem sind die zahlreichen Veränderungen sicher nicht entgangen. Ein neuer Bouleplatz, die Rast- und Ruheplätze, das Naherholungsgebiet an den Seen mit dem Wasserlehrpfad, dem Naturlehrpfad und dem Trimmpfad samt Gerätepark, die Beschilderung im ganzen Ortsteil, die Lok- und Loren im Kreuzungsbereich Emsdettener-/Fahrradstraße, das Angebot für Fahrten mit einer Draisine am Bahnhof und vieles mehr. Diese Liste ist lange nicht vollständig und nicht zuletzt hat die finanzielle Förderung anderer Vereine auch geholfen, eigene Projekt voranzutreiben. Der Verein DEK mit über 400 Mitgliedern kann stolz darauf sein, wie sehr sich der Ortsteil zum Vorteil entwickelt hat.
Bernhard Nagelsmann
Der ehemalige Hausmeister der Josefschule und Mitglied im Männerchor nutzte die Corona-Zeit, dieses Lied über St. Arnold zu schreiben. Beim DEK-Fest zum 10-jährigen Bestehen wurde es erstmals gesungen vom Chor "Gut gelaunt".
Du us St. Arnold
Du bis mien Duorp dat ich so gähne hepp.
Du bis dat Duorp wor alle Lüd so nett.
Ref.: Du us St. Arnold bis so wunnerschön.
Du us St. Arnold wie heppt die so gähn.
Arnold Janssen is ussen Namenspatron
un dat AJG hept wie hier stohn.
Refrain
Fröhe häbt se hier noch Sand afbaut
un non Krieg sick dann ehr Hüsken baut
Refrain
Du bis vör fulle Lüde Heimat worn
Dorum sin wie so gähne hier geborn
Refrain
Du bis denn Grund dat wie bienene holt
Dörum sin wie ja up die so stolt
Refrain
Festrede vom Neuenkirchener Historiker Sebastian Kreyenschulte
Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrte Herren Bürgermeister Willi Brüning und Franz Möllering,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Kommunalpolitik,
lieber Karl-Heinz Kreimer,
liebe Vorstandsmitglieder, Mitglieder, Förderer und Freunde des DEK,
meine Damen und Herren!
…
Ein wenig rechnen muss man schon, um die Zahlen, die anlässlich dieses
festlichen Anlasses auf den ersten Blick verwirren mögen, in Zusammenhang zu
bringen. Entspricht doch das zehnte Jubiläum, das Sie heute vor dieser
beschaulichen Seen-Kulisse feiern, nicht etwa dem zehnten Jahr des Bestehens
des DEK St. Arnold e.V., denn der wird erst 2028 sein erstes großes Jubiläum
begehen können. Und auch das zehnjährige Bestehen der öffentlichen
Vorstellung des „Dorfentwicklungskonzepts St. Arnold 2025“, dass die
Grundlage für alles bildet, was Sie heute zelebrieren, kündigt sich erst im
kommenden Jahr an.
Stattdessen fiel Ihre Wahl des Jubiläumsanlasses auf den Anfangspunkt, auf
eine Willenserklärung, die Sie 2014, bei der Konzeptionierung der St. Arnolder
Zukunft abgegeben haben. Sie haben vor einem Jahrzehnt, angeregt durch
Bürgermeister und Lokalpolitik sowie unterstützt von einem kommunalen
Planungsbüro, die Fundamente jener Arbeit gelegt, die bis heute von vielen
Bürgerinnen und Bürgern mit großem Enthusiasmus für ihre Heimat St. Arnold
getragen wird und lebendig ist.
Bei aller Freude über das neue Projekt, die damals einen Ruck durch St. Arnold
gehen ließ, klang es in der Presse-Berichterstattung jedoch zunächst eher
pessimistisch – nach einem langen, weiten, auch beschwerlichen und vor allem
ungewissen Weg, der vor Ihnen liegen würde. Das bewog wohl auch einen
Zeitungsredakteur im August 2014, zum Auftakt der Konzeptionsarbeiten, in
der begleitenden Berichterstattung, die etwas plakative Überschrift „St.
Arnolder müssen den Hintern hochkriegen“ zu wählen. Was ihn dazu brachte,
ist aus der Rückschau heute nicht mehr ganz nachvollziehbar. Denn
vermeintliche Untätigkeit bzw. der Hinweis eines möglichen Unwillens Ihren
Ortsteil um- und mitzugestalten, konnte man schon zu Beginn des DEK-
Projektes den Beteiligten um Karl-Heinz Kreimer wahrlich nicht guten
Gewissens unterstellen.
Sie, meine Damen und Herren, mögen den
Zeitungssatz deshalb wohlwollend als Motivationszeile verstanden haben, um
das Instrument Dorfentwicklungskonzept mit Inhalt und Leben zu füllen. Und
das ist Ihnen, den St. Arnolder Bürgerinnen und Bürgern, den Mitgliedern des
DEK e.V., in den vergangenen zehn Jahren wahrlich gelungen.
Anlässlich Ihres Jubiläums einen Blick zurück auf die
Entstehungszusammenhänge des Dorfentwicklungskonzeptes zu werfen,
bedeutet auch, auf die Sonderrolle Ihres Ortsteils einzugehen. Denn St. Arnold
hat – das gehört zur Wahrheit – stets im Lichte Neuenkirchens ein eher
unseliges Schattendasein geführt. Dieses ungleiche Verhältnis begann
eigentlich schon im Mittelalter – mit den ersten beiden zur Siedlung Schirlo
gehörigen Gehöften, die, weitab von den übrigen Bauerschaften,
grenzsichernde Funktion für die Steinfurter Grafen einnahmen und deshalb auf
besonders schlechtem Ackerland wirtschaften mussten.
Dieser historische
Faden der Nachrangigkeit St. Arnolds zieht sich gewissermaßen bis in die
jüngere Gegenwart hindurch: von den im späten 18. Jahrhunderten auf karger
2Heidelandschaft begonnenen Siedlungsunternehmen einiger Kleinkötter, die
stets um ihr Überleben kämpften, über die im frühen 20. Jahrhundert
mühsamen Land-Kultivierungsmaßnahmen in der Plansiedlungsgemeinschaft
der Roten Erde, bis hin zum beschwerlichen Aufbau des Ortsteils St. Arnold seit
1946, nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Aufbau, gekennzeichnet durch das oft
konfliktbeladene geschichtliche Zusammenwachsen von leidgeplagten,
desillusionierten Heimatvertriebenen, der großen Wohnungsnot der
Nachkriegszeit ausweichenden „Zugezogenen“ aus vielen Orten des
Münsterlandes und jungen Neuenkirchener Eheleuten mit dem Wunsch zur
Gründung eines eigenen Haushaltes.
Diese Gemengelage rief bald ein
Bewusstsein hervor, das, bei allen vorhandenen Gegensätzen, das
Zusammenwachsen als wichtigen, ja nötigen Lernerfolg verstand, um als
Gemeinschaft bestehen zu können.
Ein gelingendes Zusammenwachsen fordert, die eigene Position zu kennen,
aber genauso: die andere Position anerkennen zu können und beide
miteinander in einen angemessenen Ausgleich bringen zu wollen. Nur so kann
– im Sinne einer gelingenden Zukunft – etwas verändert, etwas transformiert
werden und Neues entstehen. Und das, meine Damen und Herren, diese in die
St. Arnolder DNA eingeschriebene Erfahrung, eingeprägt und eingeübt in
Vereinen und Nachbarschaften, war sicher einer der Gründe, warum der
zupackende Wille zur Gestaltung, zur energisch vorangetriebenen Veränderung
und letztlich zur Transformation ihrer Heimat bei den im
Dorfentwicklungskonzept engagierten Bürgerinnen und Bürgern seit 2014 so
ausgeprägt war und bis heute geblieben ist. In ihrer Mitte verändert sich etwas,
in ihrer Mitte wird miteinander etwas Neues und Wertvolles für die
Gemeinschaft geschaffen – und dabei ganz nebenbei auch immer wieder
Gemeinschaft geschaffen.
Diesem Zweck verschrieben sind vor allem die zahlreichen Begegnungsräume,
die Sie im letzten Jahrzehnt überall in St. Arnold angelegt und eingerichtet
haben. Dazu zählen ein großzügiger Boule-Platz mit Unterstand und
Sitzgelegenheit an der RadBahn Münsterland, ein gepflasterter Bereich mit
Sitzflächen am historischen Bahnhof, ebenso die Ruhebänke am St. Arnolder
See und natürlich die Rastplätze mit Fahrrad- und Wanderkarten sowie
historischen Informationstafeln überall in und um St. Arnold. Diese Orte helfen
dabei, Brücken zwischen Menschen zu bauen, bahnen ungezwungene,
anregende oder kurzweilige Gespräche im Alltag an und eröffnen Räume, um
Alters-, Sozial- oder Herkunftsschranken zu überwinden. Sie verbinden Mensch,
Natur und Heimat bei jeder Begegnung miteinander und rufen dadurch viele
positive Zugehörigkeitsgefühle zum Ortsteil St. Arnold hervor – stärken also
zugleich die örtliche Identität.
Aber natürlich ist die Fertigstellung dieser neuen Begegnungsorte nur ein
kleiner Teil dessen, was die beinahe rastlosen Aktivitäten des DEK zur
Transformation Ihres Dorfes ausmacht. Denn vor zehn Jahren griff hier in St.
Arnold eine ‚Wandlungslust‘ um sich, die bis heute ungebremst ist. Zahlreiche
Klein- und Großprojekte wurden mit Ihrer Hilfe und von Ihnen, meine Damen
und Herren, in enger Kooperation mit der politischen Gemeinde, verschiedenen
Förderorganisationen und -institutionen sowie 23 privaten örtlichen Sponsoren
aus der Taufe gehoben und ins Leben geschickt.
Die größte bisherige Aufgabe haben Sie sich zweifellos mit der Aufwertung der
St. Arnolder Seen zum Naherholungsgebiet gestellt. Verschiedene touristische,
landschaftsgestaltende und naturschutzfördernde Teilprojekte flankierten die
Vorhaben rund um den Ankauf des ehemaligen Kiesabbau-Sees, an dem wir
heute stehen. Es ist dies auch ein Leuchtturmprojekt des DEK, das den Weg
weist, um St. Arnold aus dem ehemaligen langen Schatten Neuenkirchens
4heraus zu geleiten und dem Ortsteil ein eigenständigeres Profil zu verleihen.
Diese Konversion hat Strahlkraft weit über die Ortsgrenzen hinaus:
Trinkwasser-, Fitness- und Naturlehrpfade laden Schulklassen aus der
Umgebung wie auch auswärtige Erholungssuchende gleichermaßen ein, sich
mit der besonderen Ökologie, Geschichte und Landschaft auseinanderzusetzen.
Nicht vergessen haben Sie, meine Damen und Herren, dass Sie dabei von
Anfang an mit politischem Willen und planerischer Unterstützung auf den
richtigen Weg begleitet wurden. Einem der Wegbereiter dieser Transformation
Ihres Ortsteils wollen Sie, so sagte mir Karl-Heinz Kreimer immer wieder, dafür
besonderen Dank abstatten: dem ehemaligen Neuenkirchener Bürgermeister
Franz Möllering, der sich mit großem Engagement und viel politischer Kraft für
die gedeihliche Fortentwicklung St. Arnolds eingesetzt hat und für den das
Aufblühen dieses besonderen Ortsteils eine Herzensangelegenheit war. Er hat
in Willi Brüning einen engagierten Fortsetzer dieses Kurses gefunden.
Aber natürlich wären alle guten Ideen niemals zu tragfähigen Projekten
geworden, die niemals zu soliden, greifbaren Ergebnissen geführt hätten, wenn
sie nicht in den Händen engagierter und passionierter Umsetzer gelegen
hätten. Denn die Arbeit des DEK erfordert Teilnahme, Tatkraft und Teamgeist.
Und sie braucht breite Schultern, auf die sie verteilt werden kann. Die finden
sich erfreulicherweise inmitten des Vorstandes und der zahlreichen, inzwischen
über vierhundert Mitglieder des Vereins in ausreichender Zahl. An ihrer Spitze
steht mit Karl-Heinz Kreimer ein lebendiger, wieselflinker Impulsgeber – ein
Macher, der die zahlreichen Mit-Macher immer wieder motiviert, anspornt und
auch für den ein oder anderen Mies-Macher, den es gelegentlich gibt, stets ein
offenes Ohr und vermittelndes Wort bereithält.
Aus diesem kooperativen Selbstverständnis heraus, aus dem Wunsch
Vertrauen zu gewinnen und darauf später zurückgreifen und weiter aufbauen
zu können, ist es Ihnen auch gelungen, die 16 verschiedenen St. Arnolder
Vereine miteinander ins Gespräch zu bringen, zu vernetzen und dabei viele
Gemeinsamkeiten zu entdecken und Synergien nutzbar zu machen. Mit Ihrer
Hilfe konnten Fördergelder und Spenden für wichtige Vereinszwecke und -
projekte gewonnen und ausgezahlt werden: zur Erneuerung der Spielplätze
‚Zum Pütt‘ und ‚Zum Kinderparadies‘, zur Renovierung des Pavillons des
Schützenvereins, zu Anschaffungen des Angelvereins, zur Errichtung einer
modernen Flutlichtanlage auf den Tennisplätzen, zum Ferienlager der
Sportlerjugend, zu den Verkaufsständen der KAB sowie zum Nikolausmarkt der
IG Altstadt und der IG St. Martin. Umgekehrt brachten sich viele
Vereinsvertreter nach dem Prinzip der gelebten Gegenseitigkeit anschließend
selbst beim DEK ein, wurden Mitglied, unterstützen bei den vielen jährlichen
Arbeitstreffen und belebten so ihrerseits durch ihre Teilnahme die DEK-
Gemeinschaft.
Nach einem Jahrzehnt der guten Arbeit für Ihr Dorf steuern Sie, meine Damen
und Herren, nun mit großen Schritten weiter in Richtung Zukunft. Einer
Zukunft, an dessen Horizont sich bereits das nächste Großprojekt ankündigt,
dass eine weitere räumliche und auch konzeptionelle Leerstelle in St. Arnold
füllen soll, nämlich der projektierte Bau eines Bürger-Gemeinschaftshauses
gegenüber der Josefskirche, in dem die vielen Vereine heimisch werden und
weitere Projekte aus der Bürgerschaft Raum finden könnten. Ein Haus, durch
das auch eine Ortsmitte neu definiert, gestaltet und belebt werden könnte.
Eines ist ganz sicher: es dürfte ein weiterer Meilenstein auf dem Weg werden,
St. Arnold aufzuwerten und zu einem noch lebenswerteren Ort zu machen. Sie
werden auch dieses Vorhaben zum Erfolg führen. Denn Sie bringen die
6Bereitschaft zur eigenen Veränderung und zur gemeinschaftlichen
Neugestaltung ein und machen beides in der Mitte der St. Arnolder
Bürgerschaft greifbar und erlebbar. Viel wichtiger aber, Sie haben mit dem DEK
als Verein auch eine Verantwortungsgemeinschaft begründet und das
Verantwortungsgefühl für Ihre Heimat bei den Bürgerinnen und Bürgern
wesentlich gestärkt.
Dass es bei Ihrer Arbeit nicht nur Erfolge, sondern auch Herausforderungen,
Hindernisse und Hürden so wie selbstverständlich manche Frustration zu
überwinden gilt, versteht sich von selbst. Man möchte Ihnen deshalb zum
Schluss noch zurufen: lassen Sie sich nicht entmutigen durch den stellenweise,
aber leider wiederholt vorkommenden Vandalismus einzelner, die willfährige
Umweltverschmutzung weniger oder den hin und wieder aufflackernden
Pessimismus mancher. Lassen Sie davon Ihren Enthusiasmus nicht bremsen und
steuern Sie mit ihrer guten Arbeit weiter auf das kommende Jahr zu, wenn das
„Dorfentwicklungskonzept St. Arnold 2025“ realisiert, aber die Arbeit noch
lange nicht beendet ist.
Lieber Vorsitzender Karl-Heinz Kreimer, liebe Vorstandsmitglieder und
Mitglieder des DEK, herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Bestehen!
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